Tagungsbericht
Dr. Andreas Flurschütz da Cruz (Universität Bamberg)
Zu Beginn der schon am Vormittag erstaunlich gut besuchten Veranstaltung bisher begannen die Frühjahrstagungen der Gesellschaft immer erst am Nachmittag begrüßte Herr Dr. Andreas Flurschütz da Cruz die anwesenden Mitglieder der Gesellschaft für fränkische Geschichte und ihre Gäste, die bereits am Vortag u.a. aus Berlin und Amsterdam angereist waren, um der Tagung und vor allem der Ausstellung der lange verschollenen Gedächtnistafel der Familie Wolf von Wolfsthal beizuwohnen. Zunächst aber eröffneten am Vormittag zwei Vorträge zu den schwäbischen Anfängen dieser Familie und zu ihrem Aufstieg über das Nürnberger Patriziat in die fränkische Reichsritterschaft die Tagung.
Herr Dr. Klaus Graf (Aachen), seines Zeichens Experte für die spätmittelalterliche Geschichte Schwäbisch Gmünds, demonstrierte den Zuhörern im ersten Vortrag, wie die wohlhabenden, doch bürgerlichen Wolf durch ihren Erfolg im Handel in die patrizische Oberschichte der Stadt aufstiegen. Am Ende des 15. Jahrhunderts mussten sie jedoch wie auch andere mit ihnen versippte Familien (so die von Thal/Thaler und die Steinhäuser) um ihren Status bangen. Wohl nicht zuletzt deshalb versuchte man um 1486, sich den angeblich adligen Status und Titel „von Wolfsthal“ von der Stadt und dem ebenfalls urkundsberechtigten Gmünder Franziskanerkloster verbriefen zu lassen.
Pfarrer i.R. Christian Schümann (Fürth) präsentierte in seinem bilderreichen Vortrag die Memorialobjekte, die die Familie Wolf von Wolfsthal, inzwischen vom Kaiser offiziell in den Adelsstand erhoben, im 16. und 17. Jahrhundert in der Burgfarrnbacher Kirche St. Johannis hinterlassen hat. In dem Ort, den die Wolfsthal von Nürnberg aus ab 1493 erwarben, um ihren Übertritt vom reichsstädtischen Patriziat in die fränkische Ritterschaft vorzubereiten und augenfällig zu vollziehen, sind bis heute zahlreiche Totenschilde, Familientafeln und Epitaphien an und in der evangelischen Pfarrkirche erhalten, die das Gedächtnis an die erloschene Dynastie aufrechterhalten.
Nach dem Mittagessen in der Alten Kelter von Schloss Zeilitzheim und der Begrüßung durch die Schlossherrin Frau Marina von Halem und den Ersten Vorsitzenden der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Heinrich Freiherr von Pölnitz, setzte sich die Veranstaltung am Nachmittag mit dem Vortrag von Herrn Prof. Dr. Franz Fuchs (Universität Würzburg) fort. Fuchs veranschaulichte anhand neu entdeckter Nürnberger Quellen zum Nürnberger Patrizier Christoph Scheurl dem Älteren und zu dem reichen Heinrich Wolf wie sich der Alltag der Stadtprominenz Ende des 15. Jahrhunderts gestaltete, welche Speisen man zu sich nahm, worum gestritten wurde und wie die Herren ihre auf so vielen Gemälden überlieferten, doch bisher kaum beachtete Haartracht standesgemäß und unter großem Aufwand pflegten und gab auf diese Weise einen spannenden Einblick in das Leben frühneuzeitlicher Oberschichten.
Dr. Erich Schneider (Museum für Franken, Würzburg) stellte den weit verstreuten Immobilienbesitz der Familie vom 15. bis zum 18. Jahrhundert vor. Anhand Schneiders Präsentation konnten die rund einhundert in Zeilitzheim anwesenden Teilnehmer anschaulich nachvollziehen, wie die Wolf von Wolfsthal ihren Immobilienbesitz kontinuierlich und auf nicht immer einwandfreien Wegen vergrößerten und arrondierten und von Nürnberg aus Zug um Zug weiter in die Hochstifte Bamberg und Würzburg vordrangen eine Entwicklung, der erst das Aussterben der Familie im Jahr 1717 und der Übergang des Haus- und Schlossbesitzes an die adoptierten Grafen von Schönborn ein Ende setzte.
Nach der Kaffeepause am Nachmittag führte Herr Hilmann von Halem (Berlin) die Gäste durch das unter Philipp Gaston Wolf von Wolfsthal erbaute Schloss Zeilitzheim. Den Höhepunkt der Veranstaltung stellte aber die Enthüllung der um 1500 entstandenen Wolfsthal-Tafel durch Prof. Dr. Wim Vroom (Amsterdam) und Dr. Andreas Flurschütz da Cruz dar, die die Gäste bereits mit Spannung erwartet hatten. Den Ausführungen der beiden Wissenschaftler folgte eine rege Diskussion über die vielen Rätsel, die das im Prinzip nie fertiggestellte Kunstwerk der Nachwelt bis heute über ihr Alter, den ausführenden Künstler, Identität und Absicht der Auftraggeber und die auf der Tafel abgebildeten Personen und ihr Verhältnis zueinander aufgibt. Gegen 17.30 Uhr klang die Tagung aus und der Erste Vorsitzende verabschiedete die Teilnehmer nach einem ereignis- und wissensreichen Tag.
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