Zu Gast in Zeilitzheim

Schloss Zeilitzheim
_ Das Schloss Zeilitzheim ist ein barockes Landschloss in Mainfranken, das in den Jahren zwischen 1679 und 1683 erbaut wurde. Der Bauherr war Philipp Gaston Wolf, Graf von Wolfsthal.

_ Schloss Zeilitzheim - Denkmalpreis 2015 der Hypo - Kulturstiftung

_ Schloss Zeilitzheim bekommt Denkmalpreis 2015

_ Wikimedia Commons - Schloss Zeilitzheim


Im Mittelpunkt der Tagung, die von Dr. Andreas Flurschütz da Cruz, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, und Dr. Erich Schneider, Museum für Franken Würzburg, organisiert wurde, stand die vormalige Besitzerfamilie der Reichsgrafen Wolf von Wolfsthal, deren Erlöschen sich im April 2017 zum 300. Mal jährte.

_ Die Wolf von Wolfsthal waren ein fränkisches Adelsgeschlecht schwäbischer Abstammung.

_ Wikimedia Commons - Wolf von Wolfsthal

_ Wikimedia Commons - Coats of arms of Wolf von Wolfsthal


Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung war die Präsentation der Wolfschen Familientafel (Nürnberg, um 1500), die sich heute in niederländischem Privatbesitz befindet.

Prof. Dr. Vim Vroom,
stellte die Tafel vor

Frau von Halem
Dr. Andreas Flurschütz da Cruz
Dr. Erich Schneider


Die Tagungsgäste begutachten die Tafel
Begrüßung durch Frhr. von Pölnitz



Vom 24. Mai bis zum 30. Juli 2017
können Besucher des Museums für Franken die Wolfsthal-Tafel sehen.

_ Gastspiel - Ahnentafel der Familie Wolfsthal. Hoher Besuch aus den Niederlanden.
Einzigartige Abbildung einer fränkischen Familiendynastie kehrt für kurze Zeit zurück.

_ Das Museumsportal. Gastspiel - Ahnentafel der Familie Wolfsthal

Mediaevistik: Kulturgutverluste: Schlossausstattung Baumgarten - v. Lambach - Wolf von Wolfstal


Tagungsprogramm
Einführung in die Tagung
Dr. Andreas Flurschütz da Cruz (Bamberg)
Spätmittelalterliche Anfänge: Die Wolf in Schwäbisch Gmünd
Dr. Klaus Graf (Freiburg/Aachen)
Die Wolf von Wolfsthal im Spiegel ihrer Memorialobjekte in der Burgfarrnbacher St. Johannis-Kirche
Christian Schümann (Fürth)
Die Wolf im Nürnberger Patriziat: Heinrich Wolf und Christoph Scheurl der Ältere
Prof. Dr. Franz Fuchs (Würzburg)
Schloss Zeilitzheim und der weitere Immobilienbesitz der Familie Wolf von Wolfsthal
Dr. Erich Schneider (Würzburg)
Vorstellung der Wolfschen Familientafel, Nürnberg 1500
Prof. Dr. Wim Vroom (Amsterdam)
Schlossführung
Hilmann v. Halem (Berlin)


Dr. Klaus Graf
Pfr. i.R. Christian Schümann
Prof. Dr. Franz Fuchs



Auditorium - Vortrag von Dr. Schneider Schlossführung mit Hilmann v. Halem

Tagungsbericht
Dr. Andreas Flurschütz da Cruz (Universität Bamberg)

Zu Beginn der schon am Vormittag erstaunlich gut besuchten Veranstaltung – bisher begannen die Frühjahrstagungen der Gesellschaft immer erst am Nachmittag – begrüßte Herr Dr. Andreas Flurschütz da Cruz die anwesenden Mitglieder der Gesellschaft für fränkische Geschichte und ihre Gäste, die bereits am Vortag u.a. aus Berlin und Amsterdam angereist waren, um der Tagung und vor allem der Ausstellung der lange verschollenen Gedächtnistafel der Familie Wolf von Wolfsthal beizuwohnen. Zunächst aber eröffneten am Vormittag zwei Vorträge zu den schwäbischen Anfängen dieser Familie und zu ihrem Aufstieg über das Nürnberger Patriziat in die fränkische Reichsritterschaft die Tagung.

Herr Dr. Klaus Graf (Aachen), seines Zeichens Experte für die spätmittelalterliche Geschichte Schwäbisch Gmünds, demonstrierte den Zuhörern im ersten Vortrag, wie die wohlhabenden, doch bürgerlichen Wolf durch ihren Erfolg im Handel in die patrizische Oberschichte der Stadt aufstiegen. Am Ende des 15. Jahrhunderts mussten sie jedoch wie auch andere mit ihnen versippte Familien (so die von Thal/Thaler und die Steinhäuser) um ihren Status bangen. Wohl nicht zuletzt deshalb versuchte man um 1486, sich den angeblich adligen Status und Titel „von Wolfsthal“ von der Stadt und dem ebenfalls urkundsberechtigten Gmünder Franziskanerkloster verbriefen zu lassen.

Pfarrer i.R. Christian Schümann (Fürth) präsentierte in seinem bilderreichen Vortrag die Memorialobjekte, die die Familie Wolf von Wolfsthal, inzwischen vom Kaiser offiziell in den Adelsstand erhoben, im 16. und 17. Jahrhundert in der Burgfarrnbacher Kirche St. Johannis hinterlassen hat. In dem Ort, den die Wolfsthal von Nürnberg aus ab 1493 erwarben, um ihren Übertritt vom reichsstädtischen Patriziat in die fränkische Ritterschaft vorzubereiten und augenfällig zu vollziehen, sind bis heute zahlreiche Totenschilde, Familientafeln und Epitaphien an und in der evangelischen Pfarrkirche erhalten, die das Gedächtnis an die erloschene Dynastie aufrechterhalten.

Nach dem Mittagessen in der Alten Kelter von Schloss Zeilitzheim und der Begrüßung durch die Schlossherrin Frau Marina von Halem und den Ersten Vorsitzenden der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Heinrich Freiherr von Pölnitz, setzte sich die Veranstaltung am Nachmittag mit dem Vortrag von Herrn Prof. Dr. Franz Fuchs (Universität Würzburg) fort. Fuchs veranschaulichte anhand neu entdeckter Nürnberger Quellen zum Nürnberger Patrizier Christoph Scheurl dem Älteren und zu dem reichen Heinrich Wolf wie sich der Alltag der Stadtprominenz Ende des 15. Jahrhunderts gestaltete, welche Speisen man zu sich nahm, worum gestritten wurde und wie die Herren ihre auf so vielen Gemälden überlieferten, doch bisher kaum beachtete Haartracht standesgemäß und unter großem Aufwand pflegten und gab auf diese Weise einen spannenden Einblick in das Leben frühneuzeitlicher Oberschichten.

Dr. Erich Schneider (Museum für Franken, Würzburg) stellte den weit verstreuten Immobilienbesitz der Familie vom 15. bis zum 18. Jahrhundert vor. Anhand Schneiders Präsentation konnten die rund einhundert in Zeilitzheim anwesenden Teilnehmer anschaulich nachvollziehen, wie die Wolf von Wolfsthal ihren Immobilienbesitz kontinuierlich und auf nicht immer einwandfreien Wegen vergrößerten und arrondierten und von Nürnberg aus Zug um Zug weiter in die Hochstifte Bamberg und Würzburg vordrangen – eine Entwicklung, der erst das Aussterben der Familie im Jahr 1717 und der Übergang des Haus- und Schlossbesitzes an die adoptierten Grafen von Schönborn ein Ende setzte.

Nach der Kaffeepause am Nachmittag führte Herr Hilmann von Halem (Berlin) die Gäste durch das unter Philipp Gaston Wolf von Wolfsthal erbaute Schloss Zeilitzheim. Den Höhepunkt der Veranstaltung stellte aber die Enthüllung der um 1500 entstandenen Wolfsthal-Tafel durch Prof. Dr. Wim Vroom (Amsterdam) und Dr. Andreas Flurschütz da Cruz dar, die die Gäste bereits mit Spannung erwartet hatten. Den Ausführungen der beiden Wissenschaftler folgte eine rege Diskussion über die vielen Rätsel, die das im Prinzip nie fertiggestellte Kunstwerk der Nachwelt bis heute über ihr Alter, den ausführenden Künstler, Identität und Absicht der Auftraggeber und die auf der Tafel abgebildeten Personen und ihr Verhältnis zueinander aufgibt. Gegen 17.30 Uhr klang die Tagung aus und der Erste Vorsitzende verabschiedete die Teilnehmer nach einem ereignis- und wissensreichen Tag.

Fotos: My, Pölnitz

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