Zu Gast in Thüngen


Die Frühjahrsveranstaltung fand am Nachmittag des Muttertags in Thüngen statt. Hanskarl Frhr. v. Thüngen und Dr. Susanne Frfr. v. Thüngen hatten die Mitglieder der Gesellschaft für fränkische Geschichte zur Besichtigung der Schlossanlage in Thüngen eingeladen. Angemeldet hatten sich über 100 Mitglieder und Gäste. Die Gastgeber erläuterten bei der Führung durch die Burganlage und den Renaissancesaal des Fürstbischofs und Herzogs zu Franken die historischen und kunsthistorischen Aspekte der Geschichte von Thüngen und der Freiherrn von Thüngen.

Im Gewölbekeller des Burgsinner Schlosses, der auch für Veranstaltungen gemietet werden kann - war danach Gelegenheit sich bei einem frisch gezapften Bier "Herzog von Franken" oder auch Kaffee und Tee und ausgezeichnetem Blechkuchen zu stärken.

Danach referierte der stellvertretende wissenschaftliche Leiter der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Prof. Dr. Dieter J. Weiß (LMU München- Lehrstuhl für Bayerische Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des Mittelalters), zum Thema "Das Haus Thüngen im konfessionellen Zeitalter, Katholische Reichsbischöfe - Protestantische Reichsritter" (s.u.).

Impressionen von der Veranstaltung in Thüngen

Die Gäste sammeln sich beim Sudhaus der Brauerei

Die Namensschilder werden ausgegeben

Frhr. von Pölnitz und die Gastgeber, Frhr. und Frfr. v. Thüngen, bei der Begrüßung der Gäste

Die Besucher machen sich auf den Weg zur Burganlage

Die Burganlage Thüngen

Die mittelalterliche Burganlage mit Wehr- / Trockengraben wurde im Bauernkrieg 1525 fast vollständig zerstört und von Philip Jacob und Weiprecht II. v. Thüngen wieder aufgebaut. Sie besteht aus vier Teilen. Hier von links zu sehen:
1. Alter Stock, ein ursprünglich karolingischer, im Mittelalter erneuerter Wohn- und Wehrturm
2. Spitalschloss, ein Renaissancebau aus dem 16. Jh., der im 19. Jh. ein neugotisches Obergeschoß erhielt
3. Burgschloss, ein Renaissancebau aus dem 16. Jh. auf mittelalterlichen Grundmauern. 1741 wurde das obere Fachwerkgeschoß durch ein steinernes Barockgeschoß mit Mansardendach ersetzt.

4. Gartenhaus, ein Barockbau, errichtet nach den Plänen von Balthasar Neumann als Repräsentations-gebäude außerhalb der Burganlage
Frfr. v. Thüngen beginnt hier mit der Führung

Frhr. v. Thüngen mit einem Teil der Besuchergruppe im Garten

Die Gäste lauschen im Burggraben dem Vortrag von Frhr. v. Thüngen

Erker am Burgschloss mit Wappen
Gruppenfoto der Gäste vor der Burganlage Thüngen

Rennaissancesaal im Burgsinner Schloss

Gewölbekeller im Burgsinner Schloss

Frhr. von Pölnitz

Frhr. v. Thüngen



Vortrag von Dieter J. Weiß






DAS HAUS THÜNGEN IM KONFESSIONELLEN ZEITALTER



KATHOLISCHE REICHSBISCHÖFE –
PROTESTANTISCHE REICHSRITTER









Kurzfassung: Am Beispiel des Hauses Thüngen können wir in geradezu paradigmatischer Weise die möglichen Verhaltensweisen des deutschen Adels gegenüber den Herausforderungen des konfessionellen Zeitalters feststellen. Zunächst finden wir unmittelbar während der Reformationszeit mit Konrad von Thüngen einen Fürstbischof von Würzburg (reg. 1519-1540), der sich bemüht, der Reformation zu widerstehen, wozu nach seiner Überzeugung auch sein Verhalten im Bauernkrieg gehört. Er antwortet den Forderungen Luthers aber auch auf der theologischen Ebene und setzt sich für die confutatio, die katholische Reaktion auf die confessio Augustana ein. Neben den zur Gegenreformation rechnenden Maßnahmen beginnt er bereits, Maßnahmen der katholischen Reform einzuleiten.
Und dann finden wir die Mehrheit der weltlichen Angehörigen des Geschlechts der Freiherren von Thüngen, die der konfessionellen Fragestellung gegenüber zunächst indifferent sind. Sie verfügten mit ihren zahlreichen Patronatspfarreien über eine beträchtliche Kirchenherrschaft. Vereinzelt schon vor dem Augsburger Religionsfrieden von 1555, wesentlich verstärkt danach zeigten sie nicht nur Sympathien für die reformatorischen Ideen, sondern führten die Reformation auch in ihren Pfarreien durch. Auch wenn dies ihre reichsunmittelbare Stellung gegenüber dem Hochstift Würzburg betont, so wird man doch auch religiöse Gründe annehmen dürfen. Dies wird dadurch deutlich, daß sie auch während der schärferen Phase der von Würzburg ausstrahlenden Gegenreformation an ihren reformierten Überzeugungen festhielten.
Als ihnen mit der Einführung des tridentinischen Bekenntnisses aber die einträglichen Pfründen in den adeligen Domkapiteln und Stiften verloren zu gehen drohten, konvertierten einzelne Familienmitglieder wieder. Hierzu ist besonders Neithard von Thüngen zu rechnen, der bis zum Fürstbischof von Bamberg (1591-1598) avancierte und nach anfänglichem Zögern unter bayerischem und würzburgischem Einfluß zu einem entschiedenen Vertreter von Gegenreformation und katholischer Reform wurde. Es war sicher nicht die schlechteste Strategie für den Fortbestand und die Besitzsicherung der Herren von Thüngen, daß sie in beiden konfessionellen Lagern vertreten waren.



Literatur zu Thüngen:

Gesellschaft für fränkische Geschichte, Reihe IX- Darstellungen aus der fränkischen Geschichte

Rudolf Frhr. von Thüngen, Das reichsritterliche Geschlecht der Freiherren von Thüngen.


Bände I und II: Lutzische Linie.

Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1926. 1997.

Band 1: XI und 515 Seiten
Band 2: VI und 692 Seiten,
Leinen
ISBN 978-3-86652-943-4 (3-7686-9134-9)



Bände III und IV: Andreasische Linie.

1999. 2 Teilbände
XXXIII und 961 Seiten
Leinen


ISBN 978-3-86652-903-8 (3-7686-9262-0).


Wissenschaftlicher Kommissionsverlag


Otto Meyer

1200 JAHRE THÜNGEN
Ein Vortrag

Mit einem Nachwort von Alfred Wendehorst

hrsg. von Alfred Wendehorst
WKR B10 2013. 23 Seiten, ISBN 978-3-940804-05-1


Verein für bayerische Kirchengeschichte, Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns


„Bei dem Text des heiligen Evangelii wollen wir bleiben.“

Reformation und katholische Reform in Franken.

Über Kirchenreformer in den Bistümern und Hochstiften Bamberg und Würzburg – Das Haus Thüngen als Exponent der Reichsritterschaft in Franken.

hrsg. von Helmut Baier und Erik Soder von Güldenstubbe
EKB 82 (ISBN alt: 3-7686-4222-4) 2004. 351 Seiten. 63 Abb.. Festeinband

Die Bände sind beziehbar beim Wissenschaftlichen Kommissionsverlag.



Links:

Wikipedia - Ort Thüngen

Markt Thüngen

Bier - Herzog von Franken

Wikipedia - Adelsgeschlecht Thüngen

Hans Karl Graf von Thüngen - Ruhmeshalle

Karl Frhr. v. Thüngen



My