LANDESKUNDE
Der Franke war schon immer „mutig, kühn, frech und freiheitsliebend“
Hundshaupten Zu einem informellen Treffen kamen namhafte heimatkundliche Wissenschaftler auf Schloss Hundshaupten zusammen. Unter dem Dach der „Gesellschaft für Fränkische Geschichte“ fand in der Fränkischen Schweiz ein reger Informationsaustausch statt, der mit einem Blick auf die Entstehungsgeschichte der Franken begann.
Professor Dr. Dieter Weiß (54) vom Lehrstuhl für bayerische Geschichte an der LMU München gab diesen sehr interessanten Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Franken, die um das Jahr 300 von den Römern als „mutig, kühn, frech und freiheitsliebend“ eingeschätzt wurden. Das brachte unseren Vorfahren den Namen „Franc“ ein - was später im 15. Jahrhundert auch mit „frei“ übersetzt wurde.
Mit dem ersten Frankenkönig Chlodwig I. rückte das zusammengewürfelte Volk aus mehreren Kleinstämme in die germanische Liga der großen Stämme auf, stand aber weiterhin unter dem Protektorat der Römer. Lange Haare und der Bart unrasiert, das waren viele Jahre lang die „Insignien“ eines freien Franken, bis Chlodwig 499 mit einer Kindstaufe dem katholischen Glauben den Weg bereitete. Um 650 zogen die Franken von der Loire und der Seine, aus der Gegend um Köln und aus Belgien kommend ostwärts in das heutige Maingebiet; angeführt wurden sie vom fränkischen Königsgeschlecht der Merowinger.
Als Würzburg „Hauptstadt“ war
Würzburg wurde zur ersten „Hauptstadt“ des neuen Reichs. Mit der Errichtung des Würzburger Erzbistums streckten die Kleriker ihre Fühler in den Osten aus; es entstand das ostfränkische Reich. Das neue Gebiet lag strategisch wichtig zwischen den Sachsen und den Bayern; es erstreckte sich auf das heutige Gebiet Unterfrankens, ins Grabfeld hinein und in das Gebiet der Regnitz, die Gegend um Bamberg und Forchheim bis hinüber nach Creußen.
1007 mit der Gründung des Bistums Bamberg konnte die Situation gefestigt und das Herrschaftsgebiet weiter ausgebaut werden; durch Einsetzung des Landadels in fürstbischöfliche Ämter konnte der König loyale Mitstreiter gewinnen und er hatte damit Zugriff auf diese Ländereien.
Im 12 Jahrhundert beherrschte ein großer Clan große Teile Frankens: die Zollern. 1192 erstmals als Burggrafen in Nürnberg. Durch Erbschaft vergrößerte sich ihr Gebiet auf die Gegend um Ansbach, Bayreuth und Kulmbach. Einer der Bekanntesten aus dem Geschlecht war Albrecht II., genannt Alcibiades, der den Fürstenaufstand mit anzettelte und den zweiten Markgrafenkrieg entfachte: Er wollte ein eigenes Herzogtum Franken. Er ist deshalb bis auf den heutigen Tag ein unbeliebter Krieger geblieben, weil er nicht nur große Zerstörungen in der Fränkischen Schweiz und dem Hochstift Bamberg anrichtete, sondern auch den Katholizismus bekämpfte.
Eines hat er auf jeden Fall erreicht, es kam zu einem Gleichgewicht der Kräfte zwischen den evangelischen Burggrafen und dem katholischen Fürstbischöfen. Daraus entstand die Situation wie wir sie heute noch feststellten können. Getreu dem lateinischen Motto: „Cuius regio, eius religio“, was so viel heißt wie „Du musst den gleichen Glauben annehmen, wie der Herrscher, in dessen Gebiet Du wohnst“ gibt es in der Region auch innerhalb einer Gemeinde heute noch beide Glaubensrichtungen.
Hundshaupten war katholisch und wurde vom Bistum Bamberg 1661 an die Herren von Pölnitz verkauft. Der Ort gehört heute zur evangelischen Gemeinde Egloffstein. Genau anders herum verhält es sich mit dem in der Nähe liegenden Ort Hetzelsdorf. Es wurde evangelisch trotz der Zugehörigkeit zur Gemeinde Pretzfeld, wo eine der „Urpfarrkirchen“ des Bistums Bamberg steht.
Heinrich Freiherr von Pölnitz, seit 2012 Vorsitzender der Gesellschaft für Fränkische Geschichte und seine Frau Freifrau Fiona von Pölnitz waren hocherfreut über den regen Besuch der Veranstaltung, die zum ersten Mal in der 109-jährigen Vereinsgeschichte in der Fränkischen Schweiz stattfand. Von Pölnitz verwies auf die fast 1000-jährige Geschichte des Geschlechts derer von Pölnitz und auf die mehr als 600 Jahre alte wechselvolle Chronik des Schlosses Hundshaupten, in dem die Tagung stattfand.
Reinhard Löwisch