Zu Gast in Birkenfeld


Die Gesellschaft für fränkische Geschichte traf sich zu ihrer Frühjahrsveranstaltung 2016 - Geschichte zum Anfassen - in Birkenfeld bei Maroldsweisach in den Haßbergen. Mehr als 100 Mitglieder, Familienangehörige und Freunde der Gesellschaft waren zu Gast in Schloss Birkenfeld bei Mirjam Gräfin zu Ortenburg und Philipp Graf zu Ortenburg.

Trotz der Straßenbauarbeiten in Maroldsweisach und den damit verbundenen Umwegen nach Schloss Birkenfeld konnte die Veranstaltung fast pünktlich beginnen. Wir trafen uns im Festsaal im zweiten Obergeschoss, der gerade noch die angereisten Gäste fassen konnte.

In seiner Begrüßung ging Graf zu Ortenburg auf die Geschichte von Schloss Birkenfeld ein. Näheres finden Sie auf der Homepage von Schloss Birkenfeld.

Der Erste Vorsitzende der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Heinrich Freiherr von Pölnitz, dankte in seiner Begrüßung für die Einladung, stellte kurz die Gesellschaft für fränkische Geschichte und die neuesten Veröffentlichungen vor und übergab dann das Wort an die beiden Referenten des Nachmittags.

Dr. Volker Rößner referierte über „Birkenfeld als ländliche Villa“. Er unterstützte seinen lebhaften Vortrag durch eine große Anzahl von aussagekräftigen Bildern mittels einer Power Point Präsentation. Eine Kurzzusammenfassung seines Vortrages finden Sie unten.

Danach folgte ein ganz anderes Thema. PD Dr. Rainald Becker verknüpfte das barocke Franken mit der Welt am Beispiel von zwei Kunstwerken in Bayreuth und Bamberg. Eine Zusammenfassung zu seinem Vortrag "Das Ferne in die Nähe holen - über Aneignung und Funktion des Globalen im barocken Franken" finden Sie ebenfalls unten.

Anschließend war Gelegenheit zu einer Stärkung mit Kaffee, Tee und diversen Kuchen. Dabei konnte das Gehörte in persönlichen Gesprächen vertieft werden.

Dann führte Dr. Rößner die Gäste durch das Schloss und beantwortete Fragen zur Baugeschichte.

Gegen 18:00 Uhr wurde die Heimreise, wieder einmal um viele geschichtliche und baugeschichtliche Kenntnisse reicher, angetreten.

Graf Ortenburg bei der Begrüßung der Gäste

Dr. Rößner

Prof. Dr. Becker

Freiherr von Pölnitz dankt den Referenten und den Gastgebern

Die Gäste bei den Vorträgen

Zum Abschied ein Blick in den Schlosshof

My

Birkenfeld als ländliche Villa


...[Vortrag]

Weiterführende Informationen:
Eine umfangreiche Darstellung zu Schloss Birkenfeld hat der Referent in seiner Dissertation "Schlossbau des 18. Jahrhunderts im Ritterkanton Baunach" veröffentlicht. Erschienen ist der Band in der VIII. Reihe Quellen und Darstellungen zur Fränkischen Kunstgeschichte der Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte.
Der erste Teil der Veröffentlichung behandelt Schloss Burgpreppach, der zweite Teil Schloss Birkenfeld, der dritte Teil geht auf die familiäre Vernetzung der Reichsritter und die Auswirkung auf die Baukunst ein. Schließlich enthält der Band zahlreiches Quellenmaterial.




Reihe VIII Band 12
ISBN 978-3-86652-812-3,
2000. Festeinband, 316 Seiten, 24,5 * 17 cm,
zahlreiche Abbildungen, VK 36,00
_ Inhaltsverzeichnis


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Barocke Erdteildarstellungen in Bayreuth und Bamberg

PD Dr. Rainald Becker (München)

Die Personifikationen der vier Weltteile Europa, Asien, Afrika und Amerika gehören zu einem besonders beliebten Darstellungstyp barocker Kunst und Gelehrsamkeit. In Franken hat dieser allegorische Typus große Verbreitung gefunden. Die berühmten Freskenzyklen in der Würzburger Residenz und im Schloss Pommersfelden liefern paradigmatische Variationen für diese Form der frühneuzeitlichen Universal- und Globalwahrnehmung. Auch in den kleineren Residenzstädten Bayreuth und Bamberg sind spektakuläre, bisher freilich kaum bekannte Beispiele zu finden: Auf dem Bayreuther Markgrafenbrunnen von 1705 treten die Kontinente im Gefolge von Markgraf Christan Ernst auf. In Bamberg zeigen sie sich in zentraler Platzierung auf dem ehemaligen, 1708 geschaffenen Hochaltargemälde der Jesuitenkirche.

Die markgräflichen bzw. fürstbischöflichen Auftraggeber nutzten gezielt die vielschichtigen Sinndimensionen der Erdteilallegorie, um politische und religiöse Programme unterzubringen. In Bayreuth ließ sich der Markgraf, Landesherr eines nur mindermächtigen Territoriums, als Weltenherrscher in Szene setzen. Dabei bezog man die Erdteildarstellung auf eine geographische Besonderheit des Fürstentums: Die vier Erdteile stehen hier auch für die vier im Fichtelgebirge entspringenden, nach allen vier Himmelsrichtungen strebenden Flüsse (Naab, Main, Saale und Eger). In Bamberg stützte sich das Programm auf die universalen Missionserfahrungen des Jesuitenordens: Die Kontinente verkörpern die neu gewonnenen Regionen der Christenheit in Übersee. Andrea Pozzo, der Schöpfer des Gemäldes, schloss sich mit dieser Interpretation an seine großen Freskenwerke in Rom, vor allem in Il Gésu, an.

Insgesamt gesehen, belegen die beiden Darstellungen das Vordringen globaler Erfahrungen in die regionalen Horizonte der fränkischen Staatenwelt während des 18. Jahrhunderts. Landesherrlicher Selbstbehauptungswille (in Bayreuth) und religiöses Identitätsbedürfnis gaben hier einen wirkungsvollen Hintergrund für die Rezeption globalisierter Welten ab.

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Weiterführende Informationen:

Der Markgrafenbrunnen in Bayreuth

Asien - Osten

Amerika - Westen

Afrika - Süden

Europa - Norden

Artikel in Wikipedia: Markgrafenbrunnen (Bayreuth)

Bilder: Von CTS aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0


Datenbank „Erdteilallegorien im Barockzeitalter im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (Süddeutschland, deutschsprachige österreichische Erblande), Universität Wien - Historisch-kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Geschichte

Marion Romberg: Bayreuth (Bayreuth), Markgrafenbrunnen



Die Verehrung des Namens Jesu durch die Engel, die vier Erdteile und die Unterirdischen
Altarblatt von Andrea Pozzo in der Jesuitenkirche (St. Martin) Bamberg



Asien - Amerika - Afrika - Europa


Weiterführende Informationen:
Datenbank „Erdteilallegorien im Barockzeitalter im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (Süddeutschland, deutschsprachige österreichische Erblande), Universität Wien - Historisch-kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Geschichte

Katrin Sterba und Marion Romberg: Bamberg (Bamberg), Namen Jesu [heute: St. Martin]