Tagung 2015

vom 18.09. bis 19.09.2015 in

Lohr am Main

Der Weg der Teilnehmer der Jahrestagung führte in den Ortsteil Steinbach von Lohr am Main in das Schloss der Freiherren von Hutten. Dort fand die diesjährige Hauptversammlung der Stifter, Patrone und Wahlmitglieder der Gesellschaft statt.
Am Nachmittag hatten die bereits angereisten Teilnehmer die Möglichkeit an einer Stadtführung in Lohr teilzunehmen.
Nach der Hauptversammlung, in der mehrere neue Wahlmitglieder und Patrone aufgenommen worden waren, folgte das Grußwort des 1. Bürgermeisters der Stadt Lohr, Dr. Mario Paul, danach ein Kurzvortrag von StDir Dr. Theodor Ruf zur Geschichte der Stadt Lohr.
Den Festvortrag hielt Dr. Winfried Romberg: "Der Würzburger Bischof Christoph Franz von Hutten (reg. 1724-1729) in neuer Sicht."
Anschließend stärkten sich die Teilnehmer beim gemeinsamen Abendessen in der Halle des Schlosses. Dank gilt der Familie der Freiherren von Hutten für die Vorbereitung der Räumlichkeiten und das opulente Mahl mit Casteller Wein.
Am Vormittag des nächsten Tages führte unser Weg zur Christusbruderschaft nach Kloster Triefenstein. Der Prior, Pfarrer Christian Hauter, stellte die Bruderschaft vor; Dr. Schneider erläuterte die kunsthistorischen Aspekte der Kirche. Anschließend bestand die Möglichkeit die Kellergewölbe des Klosters zu besichtigen.
Vor dem Mittagessen in Mespelbrunn hielt Prof. Dr. Johannes Merz seinen Vortrag zu Julius Echter "Zwischen Machiavelli und Maria: Julius Echters Herrschaft im Frankenland 1573-1617."
Nach dem Mittagessen folgte der Verdauungsspaziergang zur Wallfahrtskirche Hessental mit der Grablege der Echter von Mespelbrunn.
Anschließend wurde Schloss Mespelbrunn besichtigt. Zum Abschluss lud Marie Antoinette Gräfin von Ingelheim, gen. Echterin von und zu Mespelbrunn, in den früheren Pferdestall des Schlosses zum Tee.

Wir danken allen fleißigen Helfern, die zum Gelingen der Tagung beigetragen haben.
Unser besonderer Dank gilt hier Dr. Gerhard Hainlein, der nicht mit dem Fotoapparat oder der Handycamera, sondern mit dem Stift vieles festgehalten hat. Wir geben hier einige seiner Zeichnungen wieder. Klicken Sie in das Bild, um eine vergrößerte Darstellung zu erhalten.

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Impressionen von der Tagung

Lohr Schloss, Museum

Lohr Hauptstraße

Lohr Altes Rathaus

Schloss Steinbach und Kloster Triefenstein

Schloss Steinbach mit Teilnehmern der Herbsttagung

Empfang und Büchertisch

Vorbereitung fürs Abendessen

Vortrag Dr. Ruf

Vortrag Dr. Romberg

Klosterkirche Triefenstein

Die kunsthistorischen Aspekte werden erläutert

Pfarrer Hauter stellt die Christusträger Bruderschaft vor

Kirche Kloster Triefenstein

Wallfahrtskirche Hessenthal und Grabmal Echter

Wallfahrtskirche Hessenthal mit Seitenaltar und Grablege Echter

Schloss Mespelbrunn

Schloss Mespelbrunn


Zusammenfassung der Vorträge

Zwischen Machiavelli und Maria: Julius Echters Herrschaft im Frankenland 1573-1617

Der Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617) war ein aus religiöser Fürsorge und mit zeitgemäßen politischen Mitteln handelnder, ungewöhnlich erfolgreicher Reformer mit weitreichenden strukturellen Wirkungen, etwa durch die Gründung von Juliusspital und Universität, hunderte von ihm veranlasste Bauwerke in ganz Unterfranken oder die Ausprägung konfessioneller und obrigkeitsgelenkter Lebensformen. Er beharrte auf formalrechtlich korrektem Vorgehen und erregte wegen der Konsequenz und Hartnäckigkeit seiner Maßnahmen je nach Standort außergewöhnlichen Zuspruch oder Ablehnung, aus heutiger Sicht vor allem im Blick auf seinen Umgang mit nicht konvertierungswilligen Protestanten, mit Rechtsansprüchen der ehemaligen jüdischen Gemeinde und mit den an ihn herangetragenen lokalen, sich heftig steigernden Hexenverfolgungen. Erfolg und Umfang seiner Regierungsmaßnahmen waren nicht zuletzt eine Folge seiner langen Regierungszeit, sein Nachruhm auch Ergebnis gezielter Propagandamaßnahmen.

Prof. Dr. Johannes Merz

Julius Echter von Mespelbrunn;
Ölgemälde; 18.Jahrhundert
Diözesanarchiv Würzburg,
BGO 1830
Vergößertes Bild (Link):
Julius Echter von Mespelbrunn;
Ölgemälde; 17. Jahrhundert
Diözesanarchiv Würzburg,
BGO 1756

Relief der Eltern von Julius Echter
Innenhof Schloss Mespelbrunn
Vergrößertes Bild (Link):
Peter Echter von Mespelbrunn (1520–1576)
und seine Frau Gertrud,
geb. von Adelsheim (1525-1583)
(Foto: Johannes Merz)

Christoph Marianus:
Encaenia et tricennalia Iuliana…
Würzburg 1604
Diözesanbibliothek Würzburg,
HAS 174




ENCAENIA

Festschrift zum 30-jährigem Regierungsjubiläum des Bischofs von Würzburg, Julius Echter von Mespelbrunn.

Mattsperger, Daniel/Julius <Würzburg, Bischof>: Encaenia et tricennalia Iuliana sive panegyricus dicatus honori, memoriaeque ... Iulii episcopi Wirceburgensis ... cum in Monte Mariano templum et arcem sumtuose renovata ..., Wirceburgi 1604

Link zur Bayerischen Staatsbibliothek -BSB, Münchner DigitalisierungsZentrum - MDZ, Digitale Bibliothek


Erläuterung zum Widmungsblatt

Über Echters Wappen, das sich in der Mitte der Seite befindet, schwebt in einer Gloriole die Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Arm, umgeben von vier Engeln. Darüber weist ein Schriftband mit dem Aufschrift „Patrocinium Orientalis Franciae“ auf die Schutzherrschaft Mariens über Ostfranken, das heißt das Hochstift Würzburg, hin. Das Kraftzentrum Ostfrankens flankieren S. Kilianus und S. Burchardus, die sekundären Schutzheiligen des Bistums, die wohl in gleicher Höhe wie die Gottesmutter erscheinen, aber an den Rand getreten sind. Darunter findet man die Tugenden der Religio, Sapientia, Constantia und Misericordia, den ‚Leittugenden‘ der Herrschaft Julius Echters: Während die mit der päpstlichen Tiara geschmückte Religio als Attribut ein Wappenschild mit der von Echter renovierten Festungskirche in der linken Hand hält, stützt sich die Constantia auf eine Kartusche mit dem Schloss Marienberg, dem Sitz des Fürstbischofs.

Auszug gekürzt aus: Theatrum Gloriae.
Zur (begrenzten) Karriere einer Metapher im frühneuzeitlichen Fürstenlob
Stefan W. Römmelt



Der Würzburger Bischof Christoph Franz von Hutten in neuer Sicht

Der Würzburger Bischof Christoph Franz von Hutten (geb. 1673), der von 1724 bis zu seinem Tode 1729 die Geschicke seines Landes bestimmte, gehört zu den unbekannteren Regenten des ehemaligen Hochstifts. Dies lag nicht zuletzt daran, dass ihm mit Bischof Johann Philipp Franz (1719-1724) ein Mitglied aus dem angesehenen Grafenhaus derer von Schönborn im Amt vorausging und ihm wiederum ein Schönborn mit Bischof Friedrich Karl (1729-1746) folgen sollte.

Doch erweist sich in neuerer Forschung seine Regierung keineswegs als Episode. Im höchsten Regierungsamt gab er Bistum und Hochstift eine durchaus eigenständige Signatur. Der zeitlebens kunstsinnige Christoph Franz durchlief eine geradlinige und unspektakuläre geistliche Karriere, die ihm 1716 die Dignität des Würzburger Domdechanten einbrachte. Doch im Zusammenhang mit den innenpolitischen Spannungen im vorausgehenden Pontifikat des Johann Philipp Franz’ von Schönborn positionierte er sich als deren wohl entschiedenster Gegner und wurde nach dessen Ableben 1724 vom Domkapitel einmütig zum Nachfolger gewählt.

Begünstigt durch eine europäische Friedensperiode lagen die Schwerpunkte seines Pontifikats im Wirtschafts-, Bau- und Kulturwesen. Unter ihm fiel u. a. die richtungweisende Entscheidung zum Weiterbau des großangelegten, 1719 begonnenen Residenzschlosses sowie die Errichtung der steinernen Monumentalfiguren aus der Würzburger (Alten) Mainbrücke ab 1726. Ebenso erlebte die landeseigene Würzburger Universität einen nachhaltigen Aufschwung. In abschließender Würdigung ist der Bischof Christoph Franz somit als ein Regent der Kontinuität zu betrachten.

Dr. Winfried Romberg

Bischof Christoph Franz von Hutten. Kupferstich von Johann Salver d. J. nach Entwurf von Wolfgang Högler, 1724

Die Wasserjagd zu Ehren der Erzherzogin Maria Elisabeth in Würzburg 1725. Kupferstich von Johann Salver d. J. nach Entwurf von Balthasar Neumann.


Links

Steinbach (Lohr am Main)
Hutten (Adelsgeschlecht)
Christusträger Bruderschaft
Wallfahrtskirche Hessenthal
Schloss Mespelbrunn
Biographie von Julius Echter


Fotos: Merz, Morawitzky, Pölnitz
Zeichnungen: Hainlein